25.08.2016

Kletterreise mit „Much Mayr“ in den Oman

Much Mayr nimmt uns mit auf den Spuren von Tausendundeine Nacht bei seiner Kletterreis in den Oman. Karge, bizarre Felslandschaften, Wüsten, Oasen, dazu türkisblaues Meer bilden den Rahmen für ein exotisches Klettermärchen.

Big Walls, Boulder, DWS-Spots und Höhlen würden wir finden, sozusagen eine Kombination aus El Cap, Mallorca und Hueco, dazu eine Prise orientalisches Abenteuer – so hat es uns ein Freund voller Begeisterung erzählt und in uns eine Neugier geweckt, der wir nur mit einer Reise begegnen können.

Also machen wir uns auf die Suche nach Fels, in dem Land zwischen Tradition und Moderne. Oman ist ein Staat im Osten der Arabischen Halbinsel, in dem die meisten Menschen noch sehr traditionell leben und Kletterreisende im Straßenbild eher die Ausnahme bilden. Kamele trotten auf mehrspurigen Straßen, lassen sich von vorbeibrausenden Autos nicht aus der Ruhe bringen. Neben modernen Shopping Malls in den größeren Städten entdecken wir wenige Kilometer entfernt altertümliche Bewässerungsanlagen, die das ansonsten eher karge Land in zum Teil blühende, fruchtbare Landschaften verwandelt. Gegensätze finden wir hier am laufenden Band. Männer tragen lange, weiße Dishdasha-Kutten und traditionelle Kopfbedeckungen und steigen aus nagelneuen, großen Geländewagen. Blumen auf Verkehrsinseln und kilometerlange Laternenbeleuchtungen für moderne, asphaltierte Highways, die scheinbar ins Nichts führen, erleuchten die ansonsten pechschwarzen Nächte. Der regierende Sultan Qaboos meint es eben gut mit seinen Untertanen und wie in anderen Golfstaaten ist Öl eine (zumindest noch) nicht versiegende Geldquelle.

Wir dringen vor in ein Land, das uns immer wieder an Sindbad den Seefahrer, die Weihrauchstraße oder die Heiligen Drei Könige erinnern lässt. Wir spüren die ereignisreiche Vergangenheit Omans mit ihren stolzen Menschen und atemberaubenden Landschaften. Erst auf befestigten Straßen und später auf Schotterwegen kommen wir unseren Kletterzielen immer näher. Mit Offenheit und Ausgeglichenheit heißen uns die Omanis willkommen. Das Abenteuer Oman beginnt für uns mit einer beeindruckenden Kletterei am Dschabal Mischt oder Jebel Misht im Hadschar-Gebirge. Er erreicht eine Höhe von etwa 2090 Meter und wartet auf uns mit seiner bis zu 800 Meter hohen Kalk-Felswand.

‚Fata Morgana‘- alpines Klettern am Jebel Misht im Oman

Spätestens als wir vor dem wohl eindrucksvollsten Massiv im Oman stehen, wird uns klar, dass wir unbedingt hinauf wollen. Es gibt bereits zahlreiche Routen in meist moderaten Schwierigkeiten in der steil aus der Landschaft ragenden Felswand. Wir suchen uns eine neue Linie durch den Fels, begehen diese im eher alpinen Stil, d.h. auf zwei Seillängen im siebten französischen Grad findet man zwei Bohrhaken und einige Normalhaken. Wir taufen die Tour ‚Fata Morgana‘ und geben die Schwierigkeit 7c dafür an. Potentielle Wiederholer erwartet recht gute Felsqualität und ein atemberaubendes Panorama.

Sportklettern in Hadash: Das Geschenk des Locals

Sportklettern in Hadash: Hinter dem kleinen Dorf warten Routen in bester Qualität auf Wiederholer. In den letzten Jahren wurde es aufgrund der Felsqualität und der Anzahl der schwierigen Touren zu dem wohl beliebtesten Sportklettergebiet im Oman. Dort trifft man auf Locals und andere Kletterreisende. Mit ‚Al Hadiya‘ gelingt eine Erstbegehung, die auch die Gastfreundschaft des Oman nochmals unterstreicht. Übersetzt heißt die Route ‚das Geschenk‘. Der Local des Gebietes Read Macadam lädt mich dazu ein seine schon geboltete Route zu versuchen. Die Route gelingt und so kann ich auch hier meine Spuren mit ‚einem Geschenk‘ hinterlassen.

Klettern aus der Tiefe in der Nähe der Seventh Hole Cave

Karge, flache Landschaft prägen diesen Ort und auf einmal geht es hunderte Meter nach unten. Wir sind bei unserem Höhlenabenteuer in der Seventh Hole Cave angekommen: Verbunden ist dieser Ausflug in die Tiefe mit 200 Metern Abseilen, anschließend ist Gehen, Krabbeln, Auf- und Abklettern und als Krönung noch eine Schwimmpassage erforderlich. Nach endlos wirkenden sechs Kilometern erreicht man dann wieder das gleißende Tageslicht.

Neben Höhlenerkundungen kann man die Höhlen auch beklettern, soweit sie einen Ausgang nach oben aufweisen: Dazu lässt man sich in die Tiefe der unzähligen Höhlen ab, unten empfängt einen angenehme Kühle. Man zieht im Klettergurt baumelnd seine Kletterschuhe an und bewegt sich Richtung Licht beziehungsweise Erdoberfläche. Die weitverzweigten Höhlensysteme und ihre Klettermöglichkeiten sind eine willkommene Abwechslung zur sengenden Sonne und der damit verbundenen Hitze, die zum Teil das Klettern tagsüber zur Tortur werden lässt. Aus der Tiefe oben angekommen, wird man vom typisch kargen und in dieser Region flachen Landschaftsbild erwartet.

DWS – Deep Water Solo, in der Nähe der Hauptstadt Muskat

Deep Water Solo – Spots finden sich meist an schroffen Küsten mit rauschenden Wellen, die den Kletterer nach seinem Abgang am Fels klatschend in Empfang nehmen. Die Absicherung ist das verhältnismäßig weiche Wasser, so dass schon mal gemischte Gefühle aufkommen können, umso höher man klettert. Auch der Oman bietet in seiner Vielfalt einen Spot nahe der Stadt Muskat. Der Fels ist hier gewöhnungsbedürftig sandig, aber man ist ja ohnehin froh um die Abkühlung in einem Land der Hitze mit seiner unablässig herunterbrennenden Sonne. Kurzerhand chartern wir ein kleines Boot und lassen uns an die Felsriffe fahren.

Zurück in der Heimat

Nach vielen Tagen im Fels treten wir den Heimweg wieder an. Zurück geht es über Schotter, vorbei an blühenden Gärten in ansonsten karger, trockener Landschaft in Richtung Heimat. Wieder zu Hause vom Ausflug ins Morgenland wissen wir: Wie auch bei Sindbad, war bei den enthusiastischen Erzählungen unseres Freundes ein wenig Seemannsgarn dabei. Der Oman kann trotz riesiger Vielfalt nicht das Yosemite Valley, die berühmten DWS-Spots Mallorcas und die berühmten Felsen von Hueco gleichzeitig abbilden, aber die Reise war es allemal wert, taucht man doch ein in eine (ganz) außergewöhnliche orientalische Kletterwelt.

 

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