25.11.2016

Passende Kletterausrüstung im Kletterwald

Vom Gas- und Wasserinstallateur zum Parkmanager im Kletterwald Sayn: Stefan Lossin sorgt für die Sicherheit der Besucher und ist gerne in der Natur unterwegs. Warum das Spaß macht, hat er uns erzählt.

Stefan Lossin ist staatlich geprüfter Gebäudeausrüstungstechniker und Gas- und Wasserinstallateur – und klettert aus Leidenschaft. Sein Hobby hat er deshalb zum Beruf gemacht. Seit 2008 ist er Sicherheitsverantwortlicher und Parkmanager im Kletterwald Sayn, der wie die Kletterwälder Vulkanpark, Hennef und Freischütz zur Freiraum Erlebnis GmbH gehört. Für Freiraum Erlebnis betreut Stefan Lossin sämtliche Neuanlagen. Wir haben ihn zum Interview getroffen. Dabei hat er uns beantwortet, warum er Sanitärkreuz und Rohrabschneider gegen Klettergurt getauscht hat und was die Arbeit im Westerwald für ihn so besonders macht.

Frage: Stefan, verstopfte Rohre, defekte Heizungsanlage oder kaputte Waschbecken sind ein krasser Gegensatz zu dem, was Du heute machst. Wie bist Du im Kletterwald Sayn gelandet?

Stefan Lossin: Es ist nicht so, dass ich zuvor gar nichts mit dem Sportklettern zu tun hatte. Ich bin alpin und beim Bouldern unterwegs gewesen. Während meines Studiums zum Versorgungstechniker habe ich bereits als Trainer gearbeitet und das als Hobby gesehen. Daraus ist dann mehr geworden. Ich habe die Qualifikationen gesammelt, um überhaupt in einem Kletterpark arbeiten zu dürfen.

Und warum hast Du dich dazu entschieden, dein Hobby zum Beruf zu machen?

Weil die Höhe auf mich einen großen Reiz ausübt. Beim Klettern habe ich nichts um mich herum – außer die Natur. Das ist ein Gefühl von Freiheit. Und das spüre ich übrigens auch regelmäßig bei uns. Hier im Westerwald haben wir Bäume, die zu den höchsten in Deutschland gehören. Wenn ich von denen aus ins Tal blicke, habe ich eine sensationelle Aussicht. Da könnte man beinahe vergessen, dass bis zu 300 Personen gleichzeitig im Kletterwald unterwegs sind.

Das hört sich so an, als wäre bei Euch ordentlich Betrieb. Wer kommt denn zu Euch?

Wir haben durchschnittlich rund 35.000 Besucher pro Jahr – Erwachsene, Kinder, Rentner, Studenten, Familien, Anfänger und Fortgeschrittene. Wir haben 14 Parcours mit steigenden Schwierigkeitsgraden und bis zu einer Höhe von 25 Metern. Es gibt Parcours mit Seilbahnen zwischen Bäumen, mit freiem Fall, mit Rutschen oder Ziplines – also Herausforderungen für jeden Geschmack. Das „Himalaya“ ist unser schwierigster Parcours, da kommen selbst Leistungssportler an ihre Grenzen. Bis man den bewältigt hat, kann es zwei Stunden dauern. Die Höhen, auf denen geklettert wird, variieren stark. Mal bewegt man sich nur sieben Meter über dem Boden, an einer anderen Stelle sind es 20.

Was tut Ihr für die Sicherheit der Besucher? Die klettern schließlich auf Höhen, in denen das Unfallrisiko nicht zu unterschätzen ist.

Die Anlage erfüllt die Standards, die nach DIN EN 15567 für den Bau und Betrieb von stationären und mobilen Seilgärten gelten. Wir folgen damit klaren Vorgaben. Unsere Stahlseile müssen beispielsweise bis zu sieben Tonnen tragen können. Selbst das Klettermaterial, das alle Besucher anlegen müssen, muss noch bis zu 2,3 Tonnen halten.

Was ist bei der Ausrüstung darüber hinaus noch wichtig?

Wir benötigen Material, wie gesagt, das einiges aushält und auch lange hält. Wir müssen schließlich davon ausgehen, dass sie dauerhaft über mehrere Stunden genutzt wird. Zudem spielt es für uns auch eine wichtige Rolle, dass die Ausrüstung einfach zu bedienen ist. Sie muss auch durch Einsteiger schnell zu verstehen sein. Wenn beispielweise ein Gurt zudem noch wenig wiegt, ist er optimal geeignet. Denn dann wird er von unseren Besuchern auch nicht als störend wahrgenommen. „Viel Spaß im Baum!“ – das ist unsere Philosophie bei der Freiraum Erlebnis GmbH. Daran soll sich durch die Auswahl der Ausrüstung auch nichts ändern.

Und was macht Ihr, wenn jemand hoch über dem Boden einmal nicht mehr weiterkommt?

Bei plötzlichen Problemen wie einem Schwindelanfall reden wir demjenigen gut zu. Das funktioniert häufig, der Besucher geht nach einer kurzen Pause weiter. Das ist auch unser Ziel. Wir wollen schließlich, dass die Leute den Parcours auch erfolgreich beenden. Es kommt aber auch vor, dass einer unserer Trainer zu einer Person aufsteigen muss, weil es nicht mehr weitergeht. Für solche Fälle setzen wir das Rettungsgerät MILAN ein, mit dem wir die betroffene Person sicher nach unten ablassen können.

Unsicher sind vermutlich zunächst jene Besucher, die mit der Höhe noch nicht so vertraut sind. Was kannst Du Einsteigern empfehlen, die zum ersten Mal einen Hochseilgarten besuchen?

Wer klettern geht, muss kein Profi sein. Es gibt überall Parcours, die auch für jeden Hobbysportler machbar sind. Ein gewisser Grad an Fitness sollte vorhanden sein. Wichtig ist, dass man sich als Einsteiger nicht übernimmt und leicht anfängt. Sportliche, wetterfeste Outdoor-Kleidung sollten vorhanden sein, das passende Schuhwerk ebenso. Grundsätzlich gilt: Sicherheit ist auch eine Gefühlssache. Man muss die Ausrüstung spüren und ausprobieren, ob man sich damit wohlfühlt. Nur dann trägt man sie auch gerne. Fühlt sich jemand unwohl, zweifelt man in vielen Fällen auch an seiner Sicherheit. Wer etwa bei uns Klettern möchte, muss an einer Einweisung teilnehmen. Dabei prüfen wir auch, ob verstanden wird, wie die Ausrüstung zu bedienen ist.

Gibt es so etwas wie Deine schönsten Geschichten aus dem Kletterwald?

Aber sicher. Ein Erlebnis liegt schon ein paar Jahre zurück. Da war eine ältere Dame bei uns, vermutlich knapp 70 Jahre alt. Die war insgesamt zweieinhalb Stunden bei uns unterwegs und hat sich am Ende sogar ins „Himalaya“ getraut, das ist bei uns die größte Herausforderung. Zum Schluss sagte sie, dass wir ihrem Mann davon nichts erzählen dürften, weil sie ansonsten Ärger bekäme. Und dann hat sie sich auf ihr Mountainbike gesetzt und ist an uns vorbei eine Anhöhe hinauf geradelt. Das war beeindruckend! Genial ist es auch, wenn Gruppen zu Kindergeburtstagen zu uns kommen. Da kraxeln die Eltern meist besorgt hinterher, die Kleinen selbst legen ihre Ängste sehr schnell ab. Da haben sie den Erwachsenen häufig etwas voraus.

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