05.07.2017

Dänischer Meister im Bouldern: Wenn Fußball zu langweilig ist

Rasmus Holm hat überraschend die Dänischen Meisterschaften im Bouldern gewonnen. Wir haben unseren SKYLOTEC Athleten zum Interview getroffen und dabei interessante Einblicke erhalten, wie man sich als Champion fühlt und was Klettern für ihn bedeutet.

Die Dänische Meisterschaft war ein Tag, auf den sich Rasmus Holm schon lange im Voraus gefreut hat. Unser SKYLOTEC Athlet aus Aarhus hat die Chance genutzt, sich auf einem hohen Niveau zu messen und sein Können auf der großen Bühne zu beweisen. Der Boulder-Wettkampf in Kopenhagen nahm für den 19-Jährigen einen unerwarteten Verlauf, am Ende stand ein überraschender Sieg. Rasmus hat uns erzählt, was ihm der erste Platz und das Klettern allgemein bedeuten.

Frage: Rasmus, wie fühlst Du Dich als Champion?

Rasmus Holm: Fantastisch! Ich habe vorher nicht einmal davon geträumt, die Meisterschaft zu gewinnen. Schließlich waren viele Kletterer dabei, die zu den besten in Dänemark gehören. Einige sind gute Freunde von mir. Es war ein großartiges Gefühl, als ich den letzten Boulder getopt habe. Ich habe ein paar Sekunden gebraucht, um zu realisieren, dass ich den Titel geholt habe. Darüber bin ich natürlich sehr glücklich, zumal nicht alles reibungslos gelaufen ist.

Frage: Das möchten wir jetzt aber im Detail wissen …

Rasmus Holm: Die Quali-Runde war in Ordnung. Ich habe es insgesamt gut hinbekommen und es ins Finale geschafft. Aber ich hatte bei ein paar Boulderproblemen schon zu kämpfen. Auch im Finale musste ich die ersten zwei Probleme mehrere Male angehen, um herauszufinden, wie ich sie erfolgreich toppen kann. Darum habe ich keine großen Erwartungen gehabt, was den Ausgang des Wettkampfs angeht. Das dritte Problem war ein Powerblock – und das ist exakt mein Stil. Ich habe den Boulder geflashed. Das hat mir Mut gemacht und Kraft für das vierte und letzte Problem gegeben.

Frage: Hast Du Dir vor dem letzten Boulderproblem Sorgen gemacht?

Rasmus Holm: Nein! Das habe ich nicht, obwohl noch einmal eine vielfältige Herausforderung bevorstand. Es war eine Kombination aus verschiedenen Moves und Griffkombinationen: Sloper, Dyno und anschließendes Blockieren plus Koordination, was den Einsatz verschiedener Techniken abverlangt. Ich habe ein paar Versuche benötigt, um mit dem Dyno klar zu kommen. Aber dann waren es nur noch zwei Züge: ein weiter Griff an einen Sloper und ein weites Blockieren zum letzten Griff. Ich hatte ziemliche Probleme, den Sloper zu halten, und bin zwei- oder dreimal heruntergefallen. 20 Sekunden, bevor meine Zeit ablief, habe ich den Dyno geschafft, den Sloper gehalten – und so noch zusätzliche Kraft für den letzten Move gewonnen. Schließlich habe ich das Problem gerade noch rechtzeitig gemeistert.

Frage: Du hast zweifellos schon jetzt ein ehrgeiziges Ziel erreicht, das jeder professionelle Athlet hat. Lässt sich das überhaupt noch steigern?

Rasmus Holm: Der Gewinn der Nationalen Dänischen Boulder-Meisterschaften ist für mich ein Riesenerfolg. Nichtsdestotrotz gibt es weitere Herausforderungen. Momentan trainiere ich hart für das Double, also den Sieg sowohl beim Boulder- als auch im Lead-Wettkampf innerhalb eines Jahres. Der Erfolg in Kopenhagen hat mich motiviert, härter als je zuvor zu trainieren.

Frage: Wie wichtig ist Dir Sicherheit, wenn Du kletterst?

Rasmus Holm: Ich liebe dynamische Bewegungen. Das endet häufig in heftigen Stürzen. Für mich bedeutet das, dass ich meiner Ausrüstung und seiner Schutzfunktion vertrauen muss. Das kann ich momentan absolut. Ich bin mir sicher, dass die Qualität jedes einzelnen Ausrüstungsteils perfekt ist.

Frage: In Dänemark zählen Handball, Badminton oder Fußball zu den populärsten Sportarten. Warum hast Du Dich ausgerechnet fürs Klettern entschieden?

Rasmus Holm: Es ist schon so, dass ich auch andere Sportarten ausprobiert habe. Ich habe mit meinen Klassenkameraden ein paar Saisons in einem Fußballverein gespielt, das war im Alter zwischen acht und zehn Jahren. Aber das hat mich irgendwann gelangweilt. Ich habe auch eine Saison lang Handball gespielt, das aber nicht weiter verfolgt. Mit 15 bin ich auf ein Internat gewechselt, da habe ich es dann ein wenig mit Turnen versucht. 

Frage: Das hört sich abenteuerlich an …

Rasmus Holm: Ja, auf jeden Fall. Ich war experimentierfreudig. Fußball, Handball, Turnen – das ist längst nicht alles. Nach einiger Zeit wurde auf dem Internat ein Kletterkurs für Anfänger angeboten. Da habe ich mitgemacht. Es gab eine Kletterwand, die etwa sieben Meter hoch war. Der Lehrer war ein erfahrener Kletterer und hat mich für diesen Sport begeistert. Er nahm mich mit zum dortigen Kletterverein, den „Arhus Klatreklub“. So hat alles angefangen. Als ich das Internat verlassen habe, bin ich Mitglied in dem Verein geworden und trainiere seitdem hart.

Frage: Das Training hat Dich in Deiner Laufbahn schon zur Dänischen Meisterschaft verholfen. Wie soll es weitergehen?

Rasmus Holm: Ich bin erst 19 Jahre alt, habe also noch viel Zeit. Ich kann bestimmt noch 30 oder 40 Jahre aktiv klettern. Ich kann natürlich nicht voraussagen, was noch alles passieren wird. Aber eine Sache, die weiß ich sicher. Die Zukunft wird noch reichlich Erfahrungen und Erlebnisse beim Klettern bringen.

Frage: Reden wir doch mal über die nahe Zukunft. Gibt es Trips, die Du auf jeden Fall machen möchtest?

Rasmus Holm: Klar, auf jeden Fall! Im Juli fliege ich nach Südafrika zum Bouldern in die Rocklands. Das wird mein erster längerer Trip, darauf freue ich mich riesig. Rocklands ist ja berühmt für seine Weltklasse-Boulder. Es ist ein spannendes Klettergebiet mit vielen Herausforderungen. Ich habe viel Zeit damit verbracht, mir Videos von professionellen Kletterern in den Rocklands anzuschauen. Da hatten einige ordentlich mit den Boulderproblemen zu kämpfen. Ich bin gespannt, ob ich ein paar davon meistern kann.

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