29.04.2021

Wie Sicherheit und Wohlfühlen zusammen passen

Wenn Bäume besonders hoch sind oder zur Gefahr werden können, sind in den meisten Fällen Spezialisten gefragt. Denn für das Klettern in mehreren Metern Höhe sind Fachwissen und Routine unverzichtbar.

Baumpflegearbeiten sind herausfordernd für die Beschäftigten – und auch für die Ausrüstung. Worauf es dabei ankommt, weiß Markus Breithaupt. Er ist selbständiger Unternehmer und arbeitet seit über 20 Jahren in dem Bereich.

Markus Breithaupt legt Ausrüstung an

„Markus Breithaupt muss bei der Arbeit neben einem Klettergurt unter anderem einen Schutzhelm als Teil der Persönlichen Schutzausrüstung tragen.“

 Innerhalb weniger Minuten ist Markus Breithaupt in die Baumkrone einer Eiche geklettert. In über 40 Metern Höhe stutzt der Fachagrarwirt mit einer Motorsäge die teilweise dicken Äste, die morsch sind und spätestens beim nächsten Sturm auf das Gartenhaus des Kunden fallen können. Ein lauter Warnruf folgt. Daraufhin lässt Breithaupt die Äste zu Boden fallen, wo sie von einem Kollegen im Häcksler zerkleinert werden.

Das Arbeiten in der Höhe birgt viele Gefahren. Daher ist Schutzausrüstung Pflicht. Während der 46-Jährige klettert, muss er beispielsweise mindestens ein Seil verwenden. Damit ist er am Stamm oder in der Baumkrone gesichert. Weil er auch eine Motorsäge nutzt, besteht das Risiko einer Seildurchtrennung. In solchen Fällen muss eine doppelte Sicherung durch ein weiteres Seil mit Stahleinlage erfolgen. Diese Maßnahmen sind durch die Sozialversicherung für Landwirtschaft Forsten und Gartenbau (SVLFG) vorgeschrieben. Verpflichtend ist zudem ein Klettergurt, auf den Baumpfleger als Teil ihrer Persönlichen Schutzausrüstung nicht verzichten dürfen.

PSA im Einsatz

Job in Schieflage: Wer wie Markus Breithaupt die Seilklettertechnik nutzt, gelangt bei der Baumpflege auch an schwer zugängliche Stellen.“

Auf den ersten Blick wirken die Abläufe wie eine vergleichsweise leichte Übung. Aber es stecken jahrelange Erfahrung und besondere Qualifikationen im Bereich der Seilklettertechnik (SKT) dahinter – auch bei Breithaupt. Er ist seit über 20 Jahren im Bereich der Baumpflege tätig. Im hessischen Michelstadt führt er seit 1998 einen Betrieb mit inzwischen sechs Beschäftigten und arbeitet im Auftrag von Kommunen, Naturschutzbehörden, Unternehmen und Privatkunden. „Es braucht drei bis vier Jahre, um den Job vollständig und sicher zu beherrschen“, sagt der Experte. Das führt insbesondere bei privaten Kunden oft zu Überraschungen, „denn sie können sich kaum vorstellen, wie komplex unsere Arbeit tatsächlich ist“.

Kein Spielraum durch die SVLFG-Vorschriften

Bevor Markus Breithaupt bei seinem Kunden in die Eiche geklettert ist, hat er zunächst eine Gefährdungsbeurteilung erstellt und dafür etwa die Baumsicherheit geprüft – vom Baumumfeld bis zur Krone. Begleitet wird der Experte durch einen seiner Mitarbeiter. Das ist Pflicht und durch die SVLFG verbindlich festgelegt. Denn seilunterstützte Arbeiten dürfen nur von mindestens zwei vollständig ausgerüsteten Personen mit entsprechendem Ausbildungsniveau durchgeführt werden. Dadurch soll gewährleistet sein, dass bei einem Notfall jederzeit für Rettung und Erste Hilfe gesorgt werden kann. Schließlich besteht auch bei fachlich korrektem SKT-Einsatz das Risiko, etwa beim Zurückschneiden eines Baumes das Gleichgewicht zu verlieren und in die Tiefe zu stürzen.

Anlegen von Gurten

Um das Risiko einer Fehlanwendung der Ausrüstung zu reduzieren, sollten Gurte schon beim Anlegen selbsterklärend sein.

Welche Folgen dagegen fehlende Routine oder Leichtsinn haben kann, belegen die Statistiken der SVLFG für den SKT-Bereich. Für das aktuelle Berichtsjahr 2019 wurden 98 Unfälle bei seilunterstützten Arbeiten gemeldet – mit Verletzungen von Prellungen über Muskelabrisse bis hin zu Schnittwunden und Knochenbrüchen. Die Ursachen waren beispielsweise Unachtsamkeit bei der Auswahl von Haltepunkten, das Unterschätzen der Last auf einen Standast oder nicht vorhandene Fachkunde. Aus gutem Grund lässt die SVLFG daher keinen Spielraum, wenn es darum geht, welche Personen mit der Seilklettertechnik arbeiten dürfen.

Ein Job nur für qualifizierte Experten

Auch für Markus Breithaupt bestehen keine Zweifel, dass in seinem Betrieb nur qualifizierte Beschäftigte im Baum klettern dürfen – und dass sie dabei ausschließlich passende Ausrüstung tragen. Das gilt beispielsweise für den Klettersitzgurt, der gemäß SVLFG-Vorschriften nach EN 813, EN 358 oder EN 361 zertifiziert sein muss. Die Zertifizierung allein reicht allerdings nicht. „Wenn ich in einem Baum arbeite, trage ich den Gurt an manchen Tagen acht Stunden am Stück“, sagt er. „Deshalb soll er mich nicht beeinträchtigen und muss optimal passen. Wenn sich dagegen Druckstellen bilden oder er unbequem sitzt, wird das auf Dauer unangenehm.“ Zudem achtet er bei einem Gurt darauf, dass die Anwendung selbsterklärend ist. Führende Hersteller von Absturzsicherungen entwickeln inzwischen Lösungen, die solche Kriterien in puncto Tragekomfort und Ergonomie erfüllen. So wie SKYLOTEC. Das Familienunternehmen entwickelt und fertigt seit über 70 Jahren Schutzausrüstung in Deutschland. Dazu gehören auch Gurte für nahezu jeden Anwendungsbereich. Markus Breithaupt hat sich etwa für das Modell „Ignite Arb“ entschieden. Der Gurt ist bequem – und schränkt die Bewegungsfreiheit beim Klettern nicht ein. Das ist wichtig, weil Baumpfleger an einem Arbeitstag ihre Position häufig verändern und schwer zugängliche Stellen mühelos erreichen müssen. Zudem hat das Modell weitere Vorteile: An einer Werkzeugöse können Motorsäge oder Köcher für Handsägen unkompliziert befestigt werden. Zum anderen ist der nach EN 358 und EN 813 zertifizierte Gurt sehr widerstandsfähig. „Ich muss mich auf meine Ausrüstung verlassen können und das Material muss auch den rauen Bedingungen in unserem Job standhalten.“

Einsatz von Seilen bei der Baumpflege

Arbeiten mit der Seilklettertechnik wie in der Baumpflege sind komplex und verlangen Routine. Markus Breithaupt nutzt unter anderem ein Abseilgerät, um sich abzulassen oder zu positionieren.“

Über die Jahre hat Markus Breithaupt in der Praxis die Erfahrung gemacht, dass es keinen Gurt für alle Fälle gibt. Denn die Auswahl der Ausrüstung hängt auch immer davon ab, welche Tätigkeiten ausgeübt werden sollen. „Es kann auch vorkommen, dass ich beispielsweise in Naturschutz und Landschaftspflege bei Bestandskontrollen nur für kurze Zeit auf Bäume klettern muss. Dann bin ich nicht auf einen Gurt für lange Arbeiten in sitzender Position angewiesen“, sagt er. Daher setzt er für solche Arbeiten auf den „Ignite Record“. Der kommt mit sehr geringem Gewicht aus und ist für jene Tätigkeiten gut geeignet, bei denen Beschäftigte sich viel bewegen müssen und weniger in sitzender Position arbeiten. Markus Breithaupt schätzt es, dass Hersteller wie SKYLOTEC ein breites Produktprogramm anbieten. „Selbstverständlich erleichtert es die Suche nach passender Ausrüstung, wenn man fast alles aus einer Hand erhält“, sagt der Baumpfleger. Denn um seine Arbeit sicher ausüben zu können, benötigt er neben einem Gurt auch Schutzhelm, Seilklemmen oder Abseil- und Rettungsgeräte.

Fachwissen rund um den Baum ein Muss

Wenn Markus Breithaupt über die Seilklettertechnik spricht, ist ihm eines wichtig. „Das ist nur das Mittel, um effizient und sicher unseren Arbeitsplatz zu erreichen“, sagt der selbständige Unternehmer. „Aber letztendlich geht es um den Baum und dessen Erhalt. Das Fachwissen auf diesem Gebiet sollte daher jeder mitbringen, der mit der Seilklettertechnik arbeiten möchte.“ Als Mitinhaber einer Genossenschaft für Weiterbildung im Bereich Baumpflege, Baumkontrolle und branchenspezifischer Arbeitssicherheit hat er festgestellt, dass dieses Wissen immer mehr gefragt ist. So bildet sein Team etwa Baumpflege-Teams von Kommunen oder Unternehmen aus. „Wir geben unsere Expertise gerne weiter, auch bei der Frage nach geeigneter Ausrüstung“, sagt Markus Breithaupt.

Befestigung von Werkzeug an der Ausrüstung

"Klettergurte wie der ‚Ignite Arb‘ und ‚Ignite Record' von SKYLOTEC verfügen über Werkzeugösen, an denen sich etwa Köcher für Handsägen unkompliziert befestigen lassen.“

Seilklettertechnik muss gelernt sein

Wer wie Markus Breithaupt als Baumpfleger in die Höhe klettern möchte, muss sich die Seilklettertechnik aneignen. Diese darf angewendet werden, wenn Gerüste, Hubarbeitsbühnen oder Arbeitskörbe nicht zum Einsatz kommen können oder der Baumstandort nicht anders zugänglich ist. Bei der Seilklettertechnik der Stufe A (SKT-A) geht es zunächst darum, mit geringem Kraftaufwand vom Boden in die Baumkrone klettern oder jede Stelle des Baumes gefahrlos mit dem Seil erreichen zu können. Danach müssen 300 praktische Kletterstunden absolviert und die Fachkunde für Motorsägen nachgewiesen werden, bevor eine Teilnahme am SKT-B-Kurs möglich ist. In diesem Lehrgang gehören die Arbeit mit der Motorsäge im Baum und das sichere Abtragen von Stammstücken zu den Schwerpunkten.

Baumpflege sicher meistern:

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